Grußwort der Schulleitung

Grußwort der Schulleitung

Maria Montessori:
„Das Interesse des Kindes hängt allein von der Möglichkeit ab, eigene Entdeckungen zu machen.“

Davon war die italienische Ärztin überzeugt, nachdem sie mit vermeintlich „behinderten“ Kindern arbeitete. Schnell merkte sie: Die Kinder waren nicht zurückgeblieben, sie waren nur nicht gefördert worden. Montessori entwickelte besondere Arbeitsmaterialien, welche die Sinne der Kinder ansprechen und ihre Neugierde herausfordern sollten. (Sinnesmaterialien / Entwicklungsmaterial) 1905 wurde in Italien das erste Montessori-Kinderhaus gegründet, bald darauf folgten Schulen. Mittlerweilen gibt es rund 600 Montessori-Kinderhäuser und etwa 400 Montessori-Schulen in Deutschland. Und heute? Wie sieht so eine Pädagogik heute an unserer Schule im 21. Jahrhundert aus?

1. Wir setzen Grenzen und Strukturen, um Freiheiten geben zu können.
2. Selbstständig, freudvoll und vernetzt denken zu lernen, steht ganz oben.
3. Unterschiede als Chance sehen können - Integration und Inklusion.
4. Verantwortung übernehmen lernen – Es geht um einen friedvollen, freudvollen und
    achtsamen Umgang miteinander und mit der Umwelt.
5. Kompetenzen erwerben, um sich im Leben orientieren zu können. Aufgrund verinnerlichter
    Werte sich im Leben zurecht finden.
6. Es geht um ein individuelles und ganzheitliches Fordern und Fördern.
7. Das Leben und sich selbst lieben lernen, die Gemeinschaft leben.

Maria Montessori (1870 - 1952) war sicher ihrer Zeit voraus:

Es lohnt sich kurz in ihren Lebenslauf zu sehen:
Mit 16: besucht sie eine technische Schule, da sie die Naturwissenschaften sehr interessieren
Mit 20: Studium der Physik, Mathematik und Naturwissenschaften
Mit 22: Allen Widerständen zum Trotz folgt das Medizinstudium und vier Jahre später hält sie als erste Frau
           Italiens das Doktordiplom in Händen
Mit 26: Assistenzärztin in der Kinderabteilung einer psychiatrischen Klinik in Rom - hier gewinnt sie die Erkenntnis,
          dass alle Kinder nur aus eigenem Antrieb lernen, jedes Kind „Baumeister seiner selbst“ ist.
Mit 28-30: Entwickelt sie pädagogische Methoden zur individuellen Förderung, die beachtliche Erfolge hervorrufen.
Mit 31: Studiert sie ein zweites Mal – nun Pädagogik, Psychologie und Anthropologie


Soweit zum Lebenslauf und das Erstaunlichste ist, dass neueste Erkenntnisse der Hirnforschung und Pädagogik heute ihre Beobachtungen und Leistungen bestätigen:
Ohne Gefühl geht beim Lernen gar nichts! Lernen geschieht immer zwischen Verbundenheit und individueller
Freiheit. Lernen gelingt nur, wenn ich als Lernender einen Sinn dahinter verstehe, ich mich entfalten kann und ein Ziel vor Augen habe. Lernen wird, wenn alles gut läuft, als ein freudvoller, lustvoller und von allen Beteiligten wertvoller Prozess erlebt. So können viele Potenziale zur Entfaltung kommen. Belohnungs- und Bestrafungssysteme, sowie Druck verhindern einen echten Lernprozess.


Maria Montessori stellt ganz konsequent das Kind in den Mittelpunkt ihrer Beobachtungen, schließlich war sie Naturwissenschaftlerin, und zog aus der Beobachtung ihre Schlüsse, um dem Kind einen nächsten Lernschritt zu ermöglichen. Immer steht der Weg des Kindes im Vordergrund, nicht eine gesetzte Norm, die es zu erfüllen gilt. „Baumeister seiner selbst“ nennt sie das. Sie beobachtet, dass Kinder lernen wollen, weil es in ihrer Natur liegt, am Leben der Erwachsenen teilhaben zu wollen.

Deshalb orientiert sich unsere Pädagogik an den Begabungen und Bedürfnissen des Kindes, das immer einzigartig ist - wir Pädagogen ermuntern es seinen eigenen Lernrhythmus zu finden, seine Ziele zu setzen, seine eigenen Lernstrategien zu entwickeln.

Ein Kind, das mit Achtung und Respekt dazu angeleitet wird, seine Ziele zu verfolgen, kann seine Persönlichkeit aufbauen, gewinnt Selbstvertrauen und wird selbstständig.

Damit das Kind Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten findet, ist die Umgebung in einem Klassenzimmer sorgfältig vorbereitet und sind die Jahrgänge in einer Lerngruppe gemischt.

Das Material für die jüngeren Schüler, welches in den Regalen vorbereitet liegt, ist Entwicklungsmaterial. Es steht frei zugänglich im Raum und besitzt hohen Aufforderungscharakter. Es geht um konkrete Handlungen, Erfahrungen und Erlebniswelten mit Hilfe des Materials: Begreifen geht immer noch über Greifen!
Die Jüngeren sehen bei Älteren, womit die sich beschäftigen und bitten den Pädagogen oder einen Mitschüler um Hilfe. Damit wird auch der Lehrende immer Lernender sein, weil er sich mit der Lernmethode jedes Kindes immer neu auseinandersetzt. Ein Zitat von Maria Montessori: „Der Weg auf dem sich die Schwachen stärken, ist der gleiche wie der auf dem die Starken sich vervollkommnen."
 

Freiarbeit und andere Unterrichtsformen

Die Unterrichtsformen sind vielfältig: Vieles erarbeitet sich das Kind in der Freiarbeit, in Gruppenarbeit, es gibt aber auch fachgebundenen Unterricht, Projekte, Unterrichtsgänge, je nach Neigung und Notwendigkeit. Die Klassenstärke liegt in 1 – 6 bei ca. 24 Schülern, in den höheren Jahrgängen sind etwas weniger Schüler in den Klassen, wobei ca. die Hälfte der Unterrichtszeit zwei Erwachsene, also Lehrer und Erzieher, im Klassenraum zur Verfügung stehen.

Eine Schule ohne Noten – und gerade deswegen vielleicht auch so gute Abschlüsse?
In unserer Schule gibt es keine Noten. An deren Stelle treten Informationen zum Entwicklungs- und Lernprozess, die gemeinsam mit den Schülern erstellt werden. Wichtig wird mit zunehmendem Alter der Schüler eine gute Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten. Habe ich gerade mal Anfangskenntnisse, habe ich mir Basiskenntnisse erworben, sind meine Kenntnisse gesichert oder kann ich mir vertiefte Kenntnis des schriftlichen Teilens bescheinigen, schließlich habe ich das schon zwei weiteren Mitschülern beigebracht…
Was die Schullaufbahn angeht, stehen alle Wege offen. Der Jugendliche kann nach neun Jahren den erfolgreichen Hauptschulabschluss erwerben oder in Zusammenarbeit mit der örtlichen Mittelschule den Qualifizierenden Mittelschulabschluss oder den Mittleren Bildungsabschluss nach 10 Schuljahren. Zudem kann er im Anschluss an unsere Montessori-Fachoberschule wechseln, in der wir die Fachrichtungen Gestaltung, Soziales sowie Wirtschaft und Verwaltung anbieten, so dass die Schüler in der 12. Klasse zum Fachabitur gelangen können. Einige machen hier auch den Weg selbstständig weiter zum Allgemeinen Abitur. Natürlich stehen nach dem erfolgreichen Abschluss der 9. oder 10. Klasse alle Wege an eine staatliche Schule offen, ebenso wie ein früherer Übergang ins staatliche System. Aus der Erfahrung bewältigen die Schüler diesen Übergang sehr gut. Die meisten Schüler bleiben jedoch bei uns - schlichtweg, weil sie ihre Schule schätzen und mögen!

Unsere Schule bietet vielfältige Möglichkeiten der Berufsorientierung. So schicken wir die Jugendlichen bereits ab der 5. Klasse in Betriebe zum Praktikum. Und in der 7./8. Klasse arbeiten sie etwa 9 Wochen im Jahr ganz praktisch auf einem schuleigenen Grundstück am „Mühlwinkel“ in den Bereichen Bau + Handwerk, Hauswirtschaft, Gartenbau. Dies ist die Umsetzung des sogenannten Erdkinderplans.

Kurz gesagt, worum es heute in der Pädagogik und Erziehung zu einem wertorientierten Menschen des 21. Jahrhunderts geht:

Verbundenheit
Diese wird über Wertschätzung vermittelt.
Selbstwirksamkeit
Damit überwindet man eigenständig Hindernisse.
Sinnhaftigkeit/Zielorientierung
Mein Handeln und Sein erkennen und damit wissen, was mir wirklich wichtig ist. Das Ziel vor Augen haben.

Abschließen möchte ich mit einem Kinderwunsch, den Claus-Dieter Kaul in seinem Buch „Die zehn Wünsche der Kinder“ so treffend formuliert:
Lasst die Freude leben!
Oder in den Worten der großen Pädagogin Maria Montessori: „Freude ist ein Zeichen des inneren Wachstums.“