Am 3. Dezember zeigte das Wertinger Kino für die Montessori-FOS den Film „Systemsprenger“, der als deutscher Beitrag ins Rennen um den Oscar 2020 geht. Wir haben alle geweint, gelacht, waren schockiert und irritiert. Grandios stellt die erst 11jährige Hauptdarstellerin das verhaltensauffällige Mädchen Benni dar, das von einer Pflegefamilie bzw. Wohngruppe in die nächste geschoben wird und das Jugendhilfe-System an sein Limit bringt.
Immer wieder hat sie unkontrollierbare Wutattacken und will dabei eigentlich nur eins die ungeteilte Aufmerksamkeit und Zuneigung ihrer Mutter. Diese ist aber mit ihrem eigenen Leben und zwei weiteren Kindern komplett überfordert und hat Angst vor der eigenen Tochter. Auch die professionellen Hilfesysteme, wie z.B. eine dreiwöchige Eins-zu-Eins-Betreuung, scheitern.
Wir alle wurden auf eine anstrengende, emotionale Achterbahnfahrt mitgenommen, bei der sich Mitgefühl und Entsetzen abgewechselten. Wieder zurück in der FOS haben wir in Kleingruppen Fragen gesammelt und griffen diese dann im folgenden Unterricht auf.
So haben wir uns beispielsweise im Pädagogik/Psychologie-Unterricht ziemlich schnell intensiv unsere persönlichen Eindrücke thematisiert und angeregt über einzelne Szenen diskutiert. Dabei sind unterschiedlichste Sichtweisen und Interpretationen aufgekommen, wie zum Beispiel über das Verhalten der hilflosen Mutter, deren ablehnendes Verhalten ihrer Tochter gegenüber bei dieser immer nur noch mehr Aggression auslöst.
Wir waren gespaltener Meinung zwischen Verständnis und Unverständnis. Bei mir kommt speziell eine Frage auf: „Ist den Menschen, die für Benni nur das Beste wollen, bewusst, dass sie mit ihren Methoden und ihrem Handeln die Situation nur noch verschlimmern?“. Auch konnten wir Lerninhalte wie Resilienz und Vulnerabilität oder auch die Bindungstheorie, die wir zuletzt im Unterricht besprochen hatten, hier nochmal konkret verknüpfen Und trotzdem – der Film hinterlässt viele unbeantwortete Fragen, die uns alle noch lange beschäftigen werden.
Anika Baier, 12 Sozialwesen
Homepage des Films: https://www.systemsprenger-film.de/