Maria Montessori und ihre Pädagogik
Maria Montessori, Ärztin und Pädagogin zu Beginn des 20. Jahrhunderts, sah schon in ihrer Zeit das Kind als ein Wesen mit eigener Individualität. Kraft seines Geistes möchte sich das Kind zu einem unabhängigen, freien und selbstständigen Menschen entwickeln. Dabei weiß nicht der Erzieher, was für das Kind richtig und gut ist, sondern das Kind ist „Baumeister seiner selbst“.
Das Kind steht im Mittelpunkt
Das Ziel dieser Bildung sind Menschen, die ein erfülltes und glückliches Leben in Frieden mit sich selbst, mit den Mitmenschen und in Verantwortung für die Welt leben.
In der für die Bedürfnisse des Kindes geschaffenen „vorbereiteten“ Umgebung nimmt der Erwachsene die Vermittlerfunktion ein, die jedoch Eigeninitiative, Spontanität und Freiheit des Kindes nicht verletzen darf.
Im Vordergrund des Unterrichts steht, den Kindern die natürliche Freude am Lernen zu erhalten. Selbstbestimmtes Lernen verbindet sich mit positiven Gefühlen und reicht tiefer.
Video über Maria Montessori
Youtube-Link zu einem sehenswerten Film über das Leben von Maria Montessori und die Entstehung der Montessori-Pädagogik
150 Jahre Maria Montessori
Grundprinzipien der Montessori Pädagogik
Jahrgangsmischung
In einer Montessori-Schule wird altersgemischt unterrichtet. Häufig werden Klassenstufen zusammengefasst. So können sich die Schüler gegenseitig helfen und auch etwas erklären. Der Jüngere profitiert vom Älteren und umgekehrt. Der Ältere lernt und festigt sein Wissen, indem er es weitergibt.
Erziehung zur Freiheit
In der Montessori-Pädagogik hat das Kind ein Recht auf Spontanität und freie Entfaltung. Das Kind lernt in dieser Freiheit – zum Erstaunen vieler Erwachsener – besonders gut. Die einzige Forderung, die es stellt, heißt: „Hilf mir, es selbst zu tun“. Und meint damit: Zeig mir, wie es geht. Aber tue es nicht für mich, ich kann und will es selbst tun.
Das Kind soll sich frei entwickeln, in einer „vorbereiteten“, kindgemäßen Umgebung. Also mit kleinen Möbeln, niedrigen Waschbecken, tief reichenden Fenstern und halbhohen Regalen, in denen nützliche Dinge liegen, die zum Lernen anregen. Die obersten Ziele sind die frühe Selbstständigkeit und die Entfaltung der Persönlichkeit ohne Angst vor Versagen. Die Jugendlichen übernehmen Zug um Zug immer mehr Verantwortung für ihr Lernen und für die Gemeinschaft.
Freiarbeit - Lernen im eigenen Tempo
Kennzeichen des Montessori-Unterrichts ist die so genannte „Freiarbeit“, bei der jeder Schüler vorher sagt, wie er sie nutzen will. Ob Rechnen, Schreiben, Erdkunde, Geschichte:
Jedes Kind kann selbst entscheiden, wie es die Unterrichtszeit sinnvoll ausfüllen möchte. Schnelle Lerner kommen flott voran, andere haben die Zeit, die sie brauchen, um alles gründlich zu verstehen.
Die Kinder suchen sich ihre Arbeitsmaterialien selbst aus: Holzwürfel, Perlen, Lochbretter, Wortsetzkästen, eine Waage, Lesepuzzles oder auch Ländersteckbretter. Materialien, die alle Sinne ansprechen, das „Be-greifen“ erleichtern. Die Schüler können die Beschäftigungsdauer selbst wählen, lernen nach ihrem eigenen Tempo und kontrollieren auch die Ergebnisse weitgehend selbst.
Vorbereitete Umgebung
Montessori betont die Bedeutung einer geeigneten Umgebung, die jedes Kind seiner Entwicklungsphase entsprechend benötigt. Das Klassenzimmer bietet als vorbereitete Umgebung den Raum in der Schule, in dem das Kind die entscheidenden Schritte seines seelischen und geistigen Wachstums vollzieht. Jungendliche brauchen die Herausforderung echter Arbeit.
Montessori-Material
Das scheinbare Spiel mit den Arbeitsmaterialien zeigt deshalb so gute Erfolge, weil es Handlungslernen darstellt. Ein Beispiel ist das Rechnen mit den leicht golden schimmernden Holzperlen. Nimmt das Kind eine Perle in die Hand und rollt sie zwischen den Fingern, greift und begreift es, was eigentlich die Zahl Eins ist. Und hält es in der anderen Hand eine aufgefädelte Reihe von zehn Perlen oder den Tausenderwürfel, dann braucht es nicht abstrakt zu überlegen, es spürt den Unterschied einfach.
Ähnlich ist es mit dem Schreiben lernen – hier werden Buchstaben aus Sandpapier mit Fingern nachgefühlt. Auch hier gilt: Jeder lernt in seinem Tempo und muss sich nicht langweilen, wenn er schon etliche Buchstaben kennt.
Das „Sinnesmaterial“ in den offenen Regalen in einem Montessori-Klassenzimmer sieht nicht nur schön aus, es fühlt sich auch interessant an: teils glatt lackiert, teils rau, dick, dünn, flach oder lang. Durch Schauen oder blindes Tasten bekommen die Kinder ein Gefühl für Proportionen, Farben, Formen, Gewichte und die Oberflächenbeschaffenheit von Dingen. Damit schulen sie ihre Sinne.
Maria Montessori hat ihr Material als „grundlegend mathematisch“ beschrieben, fast alles baut auf dem Dezimalsystem auf: die zehn roten Stangen, deren Länge um jeweils zehn Zentimeter zunimmt; das „goldene Perlenmaterial“, das das Dezimalsystem anschaulich macht. Womit viele Menschen Probleme haben – hier lernen es die Kinder von Anfang an: Fühlen und abstraktes Denken in Einklang zu bringen.
Auf jedem Leistungsniveau gibt es Materialien, die logisch aufeinander aufbauen, jeweils einen bestimmten Lerninhalt aus dem Lehrplan veranschaulichen und Selbstkontrolle ermöglichen.
Lehrer: Zurückgenommen Beobachter
Der Montessori-Pädagoge hält keinen Unterricht ab, wie man ihn aus der klassischen Schule kennt. Im Zentrum seiner Tätigkeit liegt das empathische Beobachten der Schüleraktivität. Er gestaltet die Umgebung der Schüler mit interessanten Lernanreizen und stellt ein neues Thema oder eine Aufgabe nur vor; der Rest ist dann wieder Eigenarbeit der Schüler. Der Pädagoge steht zur Unterstützung zur Verfügung.
Die Schulbänke sind zu Inseln gerückt, es gibt keine erste und keine letzte Reihe, häufig trifft sich die Klasse im Kreis. Ein Montessori-Lehrer hat viel zu tun: Ein Schüler hat Fragen zu den Sachaufgaben, der andere will das Deutschmaterial erklärt bekommen, mit einem Erstklässler kann er nicht so reden wie mit einem Drittklässler. In den höheren Klassen wird auch im Fachunterricht großer Wert darauf gelegt, dass die Aktivität beim Schüler liegt.
Hier geht es zu den Videos unserer Fachlehrer, die zu einem kleinen Einblick in die Berufswahlfächer Wirtschaft & Kommunikation, Soziales & Ernährung sowie Technik einladen.
Sensible Phasen mit besonderer Lernbereitschaft
Maria Montessori spricht von „sensiblen Perioden“.
Das sind Phasen besonderer Lernbereitschaft und Aufmerksamkeit, in denen Kinder wie bei einem „offenen Zeitfenster“ bestimmte Fähigkeiten leicht erwerben, zumal wenn das Kind hierbei seinen eigenen Interessen nachgehen darf.
Polarisation der Aufmerksamkeit
Es ist schön zu beobachten, wie Kinder unter bestimmten Bedingungen zu anhaltend konzentrierter Beschäftigung fähig sind. Montessori spricht von „Polarisation“ und meint damit das völlige Aufgehen in der Arbeit; heute spricht man gelegentlich vom „flow“, einem von Csikszentmihályi beschriebenen Phänomen.
Besonders interessant daran sind die Folgeerscheinungen fürs Lernen: Die entstehenden Erfolgserlebnisse schaffen aufgrund positiver Hormonausschüttungen den Anreiz für weiteres konzentriertes Lernen.
Friedenserziehung
Schulform
Montessori-Schulen verstehen sich als „eine Schule der Vielfalt“; sie arbeiten nach den staatlichen Lehrplänen. Die Schüler bereiten sich je nach ihren Fähigkeiten auf den Erfolgreichen, den Qualifizierenden oder den Mittleren Bildungsabschluss vor, an einigen Schulen auch auf das Fachabitur. Sie legen die meisten Prüfungen als Externe an den öffentlichen Schulen ab.
Beim Übertritt auf das Gymnasium oder die Realschule nehmen sie am dreitägigen Probeunterricht teil.
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