Waldtage in Stufe I

Waldtage der Stufe I in der Montessori Schule Wertingen

Die Waldtage der Stufe I (vier Klassen 1-3) finden jeweils 14-tägig von 8 -12 Uhr regelmäßig statt. Anfangs war es nur einmal im Monat. Das Konzept entwickelte sich dynamisch weiter.

An jedem Waldtag wird der Wald zu Fuß aufgesucht. Auf dem Weg zum und im Wald erklären sich mehrere Kinder bereit, den Müll insbesondere auf dem Weg und nach Bedarf im Wald aufzusammeln. Dieser wird nach dem Waldtag so gut wie möglich getrennt entsorgt. Der Restmüll wird in einen öffentlichen Mülleimer gegeben. Glas und Dosen können in Containern, die auf dem Weg liegen, entsorgt werden.

Das zum Händewaschen benötigte Wasser wird in einer Thermoskanne mitgeführt.  (Als Seifenersatz dient tensidfreie Lavaerde). Alle Utensilien, die am Waldtag eingesetzt werden, wie z. B. Bücher, Seile, Tücher, etc. transportieren die Kinder in einem Leiterwagen. Abwechselnd ziehen immer zwei Kinder.

An diesem Vormittag wird kein Strom benötigt.

Der Weg zum Wald und der Waldaufenthalt bieten viele Möglichkeiten Umweltthemen zu besprechen:

Kinder registrieren, wenn Hecken geschnitten werden, Bäume gefällt werden, Vogelnester gebaut werden. Verschiedenste Tiere und Pflanzen im Jahresverlauf und ihre Lebensräume können gut beobachtet werden.

Beispielsweise bieten Themen wie das geplante Neubaugebiet, welches auf dem Weg zum Wald liegt, eine Grundlage für Diskussionen unter den Kindern. Dadurch, dass Hecken und Bäume dafür entfernt wurden, kamen die Kinder auf Ideen, welche Alternativen gefunden werden könnten. Statt Neubaugebiete, Flächenversiegelung, Straßenneubauten, würden die Kinder gerne leerstehende Häuser zur Nutzung anbieten können. Auf dem Weg zählten sie Gebäude, die nicht genutzt wurden. Sanierung statt Neubau kam den Kindern auch in den Sinn.

Achtsamkeit bezüglich der Pflanzen und Tiere wird an den Waldtagen besonders gelebt. Kleine Tiere werden zum Beispiel nach der Beobachtung in mitgebrachten Lupenbechern wieder in die Freiheit entlassen. Kinder schützen Blumen im Wald mit kleinen Zäunchen aus herumliegenden Stöcken, damit man nicht versehentlich darauf tritt. Geschützte Pflanzen werden kennen gelernt, selbstverständlich nicht gepflückt und von Bäumen werden keine Äste abgebrochen.

Lager können mit Totholz gebaut werden. Der Waldplatz wird so verlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, d. h. Tücher, Seile, Planen werden selbstverständlich wieder mitgenommen.

Der Lebensraum und die Nahrungssuche bestimmter Tiere können in allen Jahreszeiten beobachtet werden.

Auswirkungen des Klimawandels werden direkt wahrgenommen, bzw. der Wald im Wandel wird erlebt (Abbrechen der Kiefern, Eschensterben, Fichten, die bei Sturm umfallen, vermehrt Stürme, mildere Winter, u. a.).

Der Wald als „Klimaanlage“ im Sommer weniger heiß als in besiedelten Gebieten und im Winter weniger kalt, kann direkt gespürt werden. Auch bei Wind (nicht bei Sturm) ist der Aufenthalt im Wald deutlich angenehmer, als auf freiem Feld oder zugigen Wegen.

Bedrohte Tierarten, wie z. B. der Kiebitz, welcher im Ried brütet, bekommen Aufmerksamkeit, wenn Maßnahmen des Menschen entdeckt werden. (Fuchsfallen wurden von Jägern aufgestellt, um den Kiebitz vor den Füchsen zu schützen).

Auch mit anderen Maßnahmen des Menschen werden die Kinder konfrontiert, wenn z. B. Zäune aufgebaut werden, um neu eingepflanzte Büsche und Bäume vor Rehverbiss zu schützen. Diese Gegebenheiten sorgen für Gesprächsstoff.

Am nahegelegenen „Hasenbrünnele“, einer Quelle, die aufgrund von temporärer, bakterieller Verunreinigung durch Gülle auf einer oberhalb gelegenen Wiese nicht mehr zum Trinken zur Verfügung steht, werden Themen wie „Wasserverunreinigung“ durch den Menschen ebenso offensichtlich und können als Diskussionsgrundlage dienen.

Durch die Wahrnehmung des Waldes mit allen Sinnen, lernen die Kinder diesen schätzen und haben das Bedürfnis diesen auch zu schützen.

Mit Aktionen wie „Bäume“ pflanzen oder Patenbaumbestimmungen, wird auch ein direkter Bezug zu einzelnen Baumarten hergestellt.

Im Klassenraum werden dann die Themen des Waldtages oftmals vertieft und können nachbesprochen werden.