Das Schulamt Dillingen und die Bayerische Akademie für Lehrerfortbildung waren zu Gast an der Montessori–Schule Wertingen. Kolleg*Innen aus allen Schularten und aus den Kreisen Dillingen, Donauwörth und Augsburg fanden zusammen für eine Fortbildung zu Digitalisierung in der Schule, die den Kernpunkt der Pädagogik in dieser Frage ganz klar fokussierte.Prof.Dr. Zierer, Lehrstuhlinhaber des Fachbereichs Schulpädagogik an der Universität Augsburg,hob darauf ab, dass dietechnischeRevolution im Digitalbereich nicht automatisch eine digitale Revolution in der Schule hervorrufe. Zierer, der maßgeblich die Rezeption der Hattie–Studie in Deutschland vorangetrieben hat, räumte auf der Basis vonweitreichenden Forschungsergebnisse mit Mythen auf: Der Effizienz von Lernen mit digitalen Medien kommt ein sehr geringer Faktor zu (0,26!). Während die digitalen Möglichkeiten unbestritten große Vorteile im Zeitgewinn und in der Forschung (z.B. bei Auswertung von Daten) bereithalten, gibt es beispielsweise im Bereich der Lesekompetenz klare Nachteile. Lesen am Bildschirm geschieht laut Studien schneller und oberflächlicher, Lesen auf Papier langsamer und genauer. Mit zunehmender Rezeption von digitalen Informationen erweitert sich unsere Fähigkeit der visuellen Wahrnehmung, während die Sprachkompetenz schrumpft. Während Lernprogramme hilfreich sind für Übungen, helfen sie nicht weiter, wenn es um eigenes Denken und Transfer geht – dazu müssen Lernende eigenes Wissen aufbauen, um es selbst zu vernetzen und zu transformieren.
Womit, so frägt Zierer kritisch, wollen wir im Bildungsbereich mithalten? Mit hoher digitaler Kompetenz wie in den Grundschulen in China, in denen aber auch die höchste Selbstmordrate weltweit verzeichnet wird?Was ist unsere gesellschaftliche Vision? Welche Vorstellungen haben wir von Lehren und Lernen?Was als hoher Gewinn der Digitalisierung, nämlich u.a. die völlig neue Chance einer kollektiven Intelligenz, Wertschätzung erfährt, brauchtim Einsatz in der Schule einen klaren pädagogisch beleuchteten Rahmen. Die viel beschworenen 4 Ks (Kritisches Denken, Kommunikation, Kollaboration, Kreativität), die mit der digitalen Kompetenz einhergehen sollen, brauchen als Fokus das Ziel der Selbsterkenntnisdes lernenden Menschen ebenso wie die Zweckfreiheit von Bildung.„Bildungserfolg kommt aus der Beziehung der Menschen untereinander. Wir brauchen eine humane Schule im Zeitalter der Digitalisierung“, so Zierer.Schulamtsdirektor Martin bedankte sich für den hilfreichen Vortrag und die Einladung der Montessori–Schule, Schulleiterin Beate Lahner–Ptach für die gelungene Zusammenarbeit und für die Richtung, in die der Vortrag wies: die Pädagogik steht an erster Stelle, digitale Geräte können guten Unterricht ergänzen, nicht ersetzen.