Prof. John Erpenbeck zum Thema „Werteentwicklung und Montessori-Pädagogik“

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„Wie kommt ein Physiker zur Montessori-Pädagogik?“ fragte zur Begrüßung die Geschäftsführerin der Schule, Sonja Spiegler. „Sie haben sich mit Kern- und Kosmosforschung beschäftigt, mit philosophischer Erkenntnistheorie und Psychophysik, haben den Heinrich-Heine-Preis für Ihr Wirken im Sinne des sozialen und politischen Fortschritts erhalten und sind ein gefragter Experte in Sachen Kompetenzmessung und –entwicklung. Daneben sind Sie – wie in der Festschrift zu Ihrem 70.
Geburtstag zu lesen ist – ‚Schriftsteller und ein notorischer und wirkungsmächtiger Tief- und Breitdenker‘. Wie verliebt sich so jemand ausgerechnet in die Montessori-Pädagogik?“

Und daraufhin legt der Referent los – auf höchstem wissenschaftlichem Niveau und wahrlich anspruchsvoll für das große Publikum: „Ich sehe ein wachsendes Interesse von Politik und Öffentlichkeit an einer verstärkten Werteentwicklung der jungen Generation. Und Maria Montessori hat immer über die Werte gearbeitet, nicht über bloßes Wissen.“ Er sehe in der von PCs geprägten Zukunft nicht das Wissen als Problem der Menschheit, sondern dass sie „ins Offene“ hinein handlungsfähig sein müsse. Und dazu brauche es nicht Fachwissen, sondern Kompetenzen, die auf Werten gegründet sind. „Denn Werte, die als innere ‘Ordner‘ dienen, überbrücken fehlendes Informationswissen und machen in vielen Situationen damit Handeln erst
möglich.“ Werte verankern sich aber nur, wenn man beim Lernen emotional berührt sei und selbstorganisiert tätig sein dürfe.

Die typische Freiarbeit an einer Montessori-Schule sei so eine offene Situation, in der Kinder kreativ und aktiv tätig sein können. Er sehe im reformpädagogischen Ansatz eine „Ermöglichungspädagogik“. Der Kernsatz der Montessori-Pädagogik „Hilf mir, es selbst zu tun“ sei quasi eine Übersetzung der damals noch nicht gängigen, in der heutigen Hirn- und Lernforschung jedoch selbstverständlichen Begriffe wie ‘Selbstorganisation‘ und ‘Konstruktivismus‘ als unabdingbare Schlüssel für die
Entwicklung eines integralen Selbstkonzeptes. In einer kurzen Filmsequenz zeigte Professor Erpenbeck dann abschließend den chinesischen Chef
des Weltkonzerns Alibaba, Jack Ma, der die Frage aufwirft: „Was müssen wir Kindern beibringen?“ Ma kommt zu der Überzeugung, dass es genau die Dinge sein müssen, die Computer, die keine Werte und Überzeugungen haben, nicht können: „Unabhängiges Denken, Teamwork und Mitgefühl sowie Sport, Musik und Malerei!“

Mit dem kürzlich erschienenen Büchlein „Maria Montessori spricht zu Eltern“ bedankte sich die Schule beim Referenten, der für den Vortrag eigens aus Berlin angereist war.